Jolsport Run Kärnten

So, lange habt ihr nichts mehr von mir gehört. Aber es war nicht so, dass ich in den letzten Wochen nichts getan hätte 😉 Eine berufliche Umstellung hatte Vorrang, trotzdem habe ich versucht meinem Trainingsplan für den Jolsport Run Kärnten, der letztes Wochenende in der wunderschönen Region Hochrindl statt gefunden hat, gerecht zu werden. Es ist sich zwar nicht alles so ausgegangen wie ich es mir gedacht hatte, aber durch die vielen Höhenmeter, die ich im Winter bei den Skitouren gemacht habe fühlte ich mich schon recht fit um an den Start zu gehen.

Nun, was ist dieser Jolsport Run Kärnten? Trailfreunde unter euch kennen sicher die Tour de Tirol, welches sozusagen der große Bruder ist. Drei Tage Trailrunning pur 🙂 Insgesamt 75 Kilometer und 3.500 Höhenmeter. Die kleinere Variante in Kärnten (73 km und 3000 hm) hatte zwar ein paar Höhenmeter weniger, steht meines Erachtens der Tour de Tirol aber in nichts nach. Es gab zwei Gründe warum ich mich schon frühzeitig für dieses Event angemeldet hatte.

  1. Ich wollte das erste Mal drei Rennen an drei Tagen hintereinander absolvieren!
  2. Die Veranstaltung fand auf der Hochrindl statt, also quasi vor der Haustür und auf einem meiner Trainingsberge der vergangenen Jahre!

Somit war die Entscheidung im Dezember letzten Jahres schnell gefallen und die Anmeldung getätigt.

Und ich bereue es nicht 🙂 Ich kann den Veranstaltern nur mein Kompliment aussprechen. Bis auf ein paar kleine Hoppalas (das darf beim ersten Mal schon mal passieren) ist alles reibungslos abgelaufen und auch das Wetter war besser als vorhergesagt.

 

Am Freitag, dem ersten Tag, stand abends ein kurzer Trail über 12 km und knapp 400 hm am Programm. Start und Ziel waren direkt beim JUFA Nockberge. Dort gab es auch die Möglichkeit sein Gepäck zu verwahren und im Anschluss an den Lauf zu duschen. Wirklich sehr gemütlich. Die 12 km des „Hüttenlaufs“ sammelten wir auf drei Runden, die Strecke war durchwegs auf angenehmen Wald- und Forstwegen zu laufen, nur der Zielhügel war ein Stückchen Asphalt. Es waren auch einige Läufer am Start, die am nächsten Tag nicht den Marathon in Angriff nahmen und somit war es ein sehr schneller Lauf. Ich konnte mein Tempo überdurchschnittlich durchhalten, war sogar etwas überrascht, dass es mir bergauf gut ging und ich alles problemlos laufen konnte. Als Belohnung durfte ich dann sogar für den 1. Platz in meiner Altersklasse einen Preis entgegennehmen. Nach der Siegerehrung ging es aber schnell nach Hause, ausrasten für den Marathon am nächsten Tag war angesagt.

 

Am Samstag, Start war um 09.00 Uhr beim Hochrindl-Parkplatz, nahm ich gemeinsam mit 50 anderen LäuferInnen den „Nockberge Marathon“ über 42 km und knapp 1.900 hm in Angriff. Die ersten 10 km kannte ich gut von meinen Trainingsläufen, es ging den Panoramawanderweg entlang bis zum Weissen Kreuz und dann hoch zum Lattersteig (2.264 m), erster Gipfel. Es folgten Torer (2.205), Bretthöhe (2.320 m), großer Speikkofel (2.270 m) und kleiner Speikkofel (2.109 m) bis es dann nach 16 km ab der Speikkofelhütte das erste lange Stück bergab für mich zu laufen gab. Durch die angegebenen Cut-off Zeiten hatte ich immer meine Uhr im Blick und machte mir langsam ernsthafte Sorgen, dass ich es nicht bis zur ersten Cut-off Zeit schaffen würde. Dabei ging es mir körperlich total gut, nur in Gedanken rechnete ich mittlerweile fix, dass ich bei 22 km aus dem Rennen genommen werden würde, weil ich 15 Minuten über der Cut-off Zeit von 3,5 Stunden lag (die Kraxlerei zwischen den Gipfeln hatte sehr viel Zeit verbraucht). Seit geraumer Zeit hatte ich aber einen treuen Begleiter! Klaus, der Schlussfahrer auf seinem Mountainbike begleitet mich, denn ich war die letzte Läuferin im Feld. Bei dem kleinen Starterfeld hat mich das aber gar nicht überrascht, vor allem weil viele Teilnehmer extra aus Tirol angereist waren und solche Läufe schon viel öfter gemacht hatten als ich, vor allem in Gegenden wo die Berge noch viel steiler sind als bei uns daheim. Klaus war es auch, der mich in dieser Phase motivierte weiterzulaufen. Und tatsächlich, nach den weiteren Labestationen, die übrigens von sehr netten Helfern betreut wurden, ging es mir wieder so gut, dass ich ein flottes Tempo laufen konnte. Die Zielzeit mit 7 Stunden war dann auch wieder für mich realistisch und es machte richtig Spaß 🙂 Die Landschaft änderte sich gewaltig, hatten wir auf den ersten 16 km hochalpine Verhältnisse, waren wir auf den letzten Kilometern über Wiesen, durch Wälder und über Straßen unterwegs. Die Strecke ist also wirklich sehr abwechslungsreich und wunderschön. Nach der letzten Labestation bei 39 km hatte ich noch eine gute Stunde Zeit um zeitgerecht ins Ziel zu kommen. Allerdings hatten es ausgerechnet die letzten drei Kilometer wahrlich in sich. Es ging über einen Hohlweg circa 250 Höhenmeter aufwärts, steil und sehr unregelmäßig, ich hatte das Gefühl das dauerte ewig, kam in keinen Rhythmus mehr! Aber irgendwann sah ich dann doch ein paar Fahnen und mit Erleichterung stellte ich fest, dass ich am Hochrindl Parkplatz stand und nur mehr die letzten paar Meter ins Ziel zum JUFA Nockberge hochlaufen musste. Hier ein paar Bilder vom Event-Gucker, eigene Fotos habe ich diesmal während dem Rennen nicht gemacht:

Ich hörte schon von weitem Harry, den genialen Moderator im Ziel, der mich als Last-Finisherin ankündigte. Ich muss euch ehrlich sagen, ich erlebte den besten Zieleinlauf meines bisherigen Läuferlebens, Gänsehaut pur. Es wurde gejubelt und geklatscht, so viele Leute standen im Zielbereich, obwohl der erste Läufer schon drei Stunden vor mir im Ziel war. Und das ist es was bei den Trailveranstaltungen einfach so genial ist. Alle gratulierten sich gegenseitig, jeder ist froh, wenn alle gut ins Ziel kommen und die Strecke gut hinter sich bringen. Ich war noch eine Viertelstunde unter der Zielzeit und bin mit meiner persönlichen Leistung wirklich sehr zufrieden.

Hier die Aufzeichnung meiner Suunto Ambit 3 Peak:

Nockberge Marathon
Nockberge Marathon

Nach ein bisschen Smalltalk mit den anderen LäuferInnen, einer angenehmen Dusche und einem wohlverdienten Bierchen stand dann noch die Siegerehrung am Programm, die schön zügig durchgeführt wurde. Immerhin war es ja noch nicht ganz vorbei und ich begab mich wieder ins Tal für eine weitere erholsame Nacht und begann mich erst jetzt mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass da noch ein drittes Rennen am Plan stand!

Also ging es am Sonntag nochmal rauf auf den Berg, der „Hochrindltrail“ mit 19 km und 600 hm musste noch absolviert werden. Und meine Freude an diesem Tag war einfach nur riesig. Ich hatte schon Spatzen, aber keine Schmerzen, fühlte mich ausgeruht und traf viele Bekannte im Startbereich. Einige Kärntner Läufer hatten sich Zeit genommen um am Sonntag zumindest den letzten Bewerb mitzumachen und so wurde aus dem Traillauf ein Trailfest 🙂 Es standen um 09.00 Uhr an diesem Tage 88 LäuferInnen am Start, einige also sehr ausgeruht. Das merkte man auch gleich beim Tempo 😉 Mein Ziel war einfach so lange zu laufen wie es geht und zu gehen wenn es nicht mehr geht. Die erste Schleife ging über Forst- und Wanderwege erst mal bergab und dann leicht bergauf, so kam ich gut ins Laufen und konnte bergab sogar einige Läufer überholen. Nach gut 6 km war aber Schluss mit lustig, denn dann standen wir bei der Talstation eines Sesselliftes und hatten 2 km mit über 200 hm über eine Skipiste vor uns! Mentaltraining pur, ein Schritt nach dem anderen und auch dieser Hügel war bald überwunden. Vom Hochrindl Kegel mit 1.758 m Seehöhe hinunter konnte ich wieder schön Tempo aufnehmen. Die Strecke führte beim JUFA Nockberge vorbei hinunter auf den Parkplatz und dann auf den Beginn der Marathon Strecke vom Vortag. Dank Nicole gibt es auch ein paar Action-Fotos:

Nach 13 km bogen wir Richtung Kerschbaumerhütte ab, wo noch einmal eine Labestation wartete. Die Energiereserven wurden mit Cola und Iso-Riegel noch ein letztes Mal aufgefüllt. Die letzten 6 km waren  ein Genuss zu laufen. Über einen schönen Wald- und Wanderweg ging es zurück bis zur Forststraße, und zum Abschluss hieß es zum fünften Mal an diesem Wochenende den Zielhügel hinauf. Ich war so aufgeputscht, dass ich den sogar noch locker laufen und im Ziel noch einmal den Applaus genießen konnte.

Unglaublich, ich hatte es geschafft 🙂 Drei Tage – drei Trails! Nach der wohlverdienten Dusche im JUFA Nockberge gönnte ich mir dann eine Pizza, dazu ein Bierchen und wartete mit alten und neuen Trailfreunden auf die Siegerehrung. Leider sind Trailveranstaltungen noch immer eine Männerdomäne, vor allem die längeren Strecken. In der Gesamtwertung bei den Damen waren wir zu viert und ich freute mich riesig über meinen dritten Platz und die damit verbunden Preise sowie eine schöne Trophäe aus Zirbenholz. Ich hoffe, wenn der Jolsport Run Kärnten nächstes Jahr wieder statt findet mit mehr Damen am Start zu stehen 🙂 Die Trails brauchen einfach noch mehr mutige Frauen!

Zur Veranstaltung möchte ich noch sagen, dass das Team von Jolsport rund um Sonja und Arnold eine Topleistung gebracht hat. Die Strecken waren bestens markiert (gefährliche Schneefelder wurden durch Umleitungen entschärft), die Labestationen von freundlichen und motivierenden Helfern bedient, die Siegerehrungen gut durchgezogen, die Finishergeschenke können sich echt sehen lassen (Softflasche, T-Shirt, Socken) und die Infrastruktur vor Ort war perfekt. Das einzige was ich für das nächste Jahr noch vorschlagen möchte ist an den letzten Labestationen auch Salziges anzubieten wie Salzstangen, Brezen, Wurst, Käse, Brot. DANKE!

Mein Fazit: Eine tolle neue Trail-Veranstaltung in Kärnten, ich hoffe es gibt sie noch viele Jahre. Super Organisation, viele Goodies und total schöne, abwechslungsreiche Strecken. Jetzt braucht es nur noch mehr StarterInnen! Dann wird die Hochrindl zum Trailrunning-Paradies 🙂

 

2019 Anmeldung offen
Anmeldung für 2019 ist geöffnet 🙂

 

Welche Laufveranstaltung war für euch so etwas Besonderes? Vielleicht gibt’s ja Tipps für neue Laufziele?

 

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie

 

Photocredits: Event-Gucker, Nicole Metz, trailbirdie

 

 

I love Kärnten Marathon 2017

Er ist geschlagen… der I love Kärnten Marathon 2017!

Einerseits bin ich froh gut über die Ziellinie gekommen zu sein, andererseits ist es nicht so gelaufen wie geplant und ich habe ein Rennen mit einigen Tiefs erlebt. Aber vielleicht muss man auch einfach mal diese Erfahrung machen. Ich weiß jetzt was schief gelaufen ist und werde daraus lernen. Das Ziel meine persönliche Marathon Bestzeit zu verbessern verschiebe ich auf einen anderen Termin und die Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen. Je mehr ich darüber nachdenke hat doch alles auch sein Gutes und so ziehe ich es vor mir genau das bewusst zu machen.

Aber der Reihe nach 🙂 Durch eine kurzfristige Streckenänderung (ich erfuhr das zufällig ein paar Tage vorher aus der Zeitung!) war ich etwas verunsichert, ob ich den Marathon überhaupt laufen sollte. Aus einer schönen Runde über Maltschacher See und um den Ossiacher See nach Feldkirchen wurde eine kurze Strecke mit 3 Runden im Mittelteil. Das klang für mich nicht so gut und der angebotene Trail war auf einmal ein paar Kilometer länger, nämlich 31 und dazu 640 Höhenmeter, was mir durchaus sympathisch vorkam. Als ich am Tag vor dem Rennen meine Startnummer abholte war ich noch mehr verunsichert… Sollte ich ummelden, oder nicht? Ich traf einen Bekannten der meinte die Runden im Bleistätter Moor sollten landschaftlich sehr schön sein und um nichts zu verkomplizieren beschloss ich doch beim Marathon zu bleiben. Zu den organisatorischen Problemen der Veranstalter, was auch die Streckenänderungen betrifft komme ich noch später.

Angefangen hat am Renntag dann allerdings alles sehr gut! Das Wetter war besser als vorhergesagt, im restlichen Österreich tobte ein Orkan und in Kärnten hatten wir zwar frische Temperaturen, aber Sonnenschein, es war trocken und ideales Laufwetter. Das Outfit hatte ich mir entsprechend ausgewählt und war damit auch sehr zufrieden. Da ich an den Händen immer sehr erfroren bin startete ich mit Handschuhen, die ich nach ca. 5 km in der Laufhose verstauen konnte. Langärmeliges Shirt, lange Hose, aber alles atmungsaktiv und gut erprobt. Und meine geliebten Adidas Boost Supernova Glide!

Die ersten Kilometer ging es bergab und ich konnte es laufen lassen, war total angenehm. So wie ich schon oft Downhills trainiert habe. Sobald es flacher wurde reduzierte ich das Tempo und versuchte mich bei einem Tempo von 5:40 einzupendeln – mein Wohlfühltempo. Das ging auch ganz gut, konnte kurz noch das liebe flottestirolermadel ein Stück begleiten, bevor wir uns auf der Abzweigung Halbmarathon/Marathon trennten.

 

Und dann begannen die Probleme, circa bei Kilometer 19. Das Frühstück machte sich in meinem Darm bemerkbar. Ich war extra um 06.00 Uhr früh aufgestanden und hab mir mein am Vortag eingeweichtes Müsli mit Bananen einverleibt. Leider hatte ich das vorher bei langen Läufen nicht getestet – ein grober Fehler! Ich dachte zwar, daß ich das Müsli bis zum Rennen verdaut hätte, war aber nicht so. Somit war ich ab da nur mehr mit dem Gedanken beschäftigt ein WC zu finden! Gott sei Dank war am Weg Richtung Bodensdorf ein Gasthaus offen und ich bat dort das WC nutzen zu dürfen, was auch kein Problem war. Vielen Dank nochmal an die Wirtsleute. Danach ging es mir wieder super, die paar Minuten Verzögerung konnte ich verkraften und machte mich auf den Weg nach Bodensdorf wo die Wende sein sollte. Die Halbmarathon Distanz hatte ich dann in 2:02 Stunden hinter mir und ich war sehr zufrieden, genoss die Ausblicke auf den Ossiacher See, der sich durch den aufkommenden Wind von seiner stürmischen Seite zeigte.

Bei der nächsten Labestation griff ich beim Obst zu, ich verspürte leichten Hunger und dachte mir nichts dabei. Bis ich circa zwei Kilometer später wieder meinen Bauch spürte. Verflixt nochmal, das konnte doch nicht sein! Gut, dass ich nochmal bei vorhin erwähnten Gasthaus vorbei kam um noch mal die Toilette zu nutzen. Nach dieser Pause verabschiedete ich mich von einer Ankunftszeit unter 04:13 und versuchte in reduzierten Tempo weiter zulaufen. In so einer Verfassung sind Runden wirklich gemein, ich wusste was mich erwartete und das noch zwei mal – die Runde im Bleistätter Moor! Landschaftlich wirklich sehr schön, ich werde in nächster Zeit sicher mal dort hin fahren und eine Runde laufen – aber in dem Moment wollte ich nur mehr das Rennen beenden.

Die Helfer an den Labestationen waren alle wirklich sehr freundlich und versuchten uns Läufer zu motivieren, ich trank bei den restlichen Labestationen nur mehr Wasser, da ich nicht sicher war das Iso zu vertragen und handelte mich so weiter. Ehrlich, ich hatte sogar den Gedanken aufzugeben und hörte auf zu laufen, ich ging und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich musste an Kathrine Switzer denken, und ihre Aussage ein Rennen zu beenden, und wenn es auf Händen und Knien ist. „Aufgeben tut man einen Brief“ – kam mir auch in den Kopf und dann dachte ich an all die Rennen, die ich schon hinter mir hatte und hey: „Ich bin eine Ultraläuferin! Warum jetzt aufgeben.“

Also rappelte ich mich mental wieder auf und konnte auch wieder das Tempo ein bisschen steigern, überholte noch ein paar Läufer und versuchte nur mehr an das Ziel zu denken. Als der Radweg auf dem wir liefen, dann Richtung Feldkirchen abbog und ich schon die Kirche sehen konnte wurde es immer besser. Ich schimpfte mit mir selber, warum ich mich so blöd angestellt habe und lief weiter. Je näher die Innenstadt kam, desto mehr  Zuseher waren an der Strecke, Anfeuerungsrufe motivierten mich auch gleich nochmal und so konnte ich doch endlich ziemlich erleichtert und locker nach 04:35 Stunden im Ziel einlaufen!

Es war auch total schön, dass ein paar Mädels von unserem Laufverein Club 261 nach ihren Rennen im Ziel waren, tut schon gut ein paar vertraute Gesichter zu sehen! Alle sind gut über die Ziellinie gekommen und genau darum geht es ja. Es gab eine wirklich schöne Medaille und ein Bierchen im Zielbereich und nach dem Smalltalk mit den Mädels holte ich meinen Kleidersack, zog mir was Warmes an und gönnte mir noch ein alkoholfreies Bier und die Siegerehrung. Bei so einer lokalen Veranstaltung ist es immer fein Bekannte zu treffen, sich gegenseitig zu gratulieren und einfach noch eine gemütliche Zeit gemeinsam zu verbringen.

 

Strecke I love Kärnten Marathon
Route I love Kärnten Maraton 2017

 

So viel zu meinem persönlichen Erlebnis, da es die erste Marathonveranstaltung in Kärnten war und meiner Meinung nach an der Organisation etwas gearbeitet werden kann fällt diesmal mein Fazit etwas länger aus.

Leider sind mir ein paar negative Punkte aufgefallen:

  • Kurzfristige gravierende Streckenänderungen ohne eine Info an die Teilnehmer, per E-Mail oder SMS vorab
  • Die Streckenänderung beim Trail ergab ein Plus von 4 km und circa 200 Höhenmeter (ist für erfahrene Läufer jetzt nicht tragisch, aber wenn sich jemand das erste Mal auf eine längere Trailstrecke begibt sind 4 km schon viel)
  • Generell keine Infos vorab an die Teilnehmer per E-Mail oder SMS (wer nicht auf FB ist hatte keine Chance vorab Informationen zur Veranstaltung zu bekommen und von den Änderungen zu erfahren, ich hatte die Info aus der lokalen Zeitung ein paar Tage vorher)
  • Über die Startzeiten herrschte auch im Startbereich noch Unsicherheit unter den Teilnehmern, da in den verschiedenen Medien verschiedene Startzeiten standen (von 09.30 – 10.15 Uhr war alles möglich)
  • Keine mobilen WCs an der Strecke
  • Kein Essen in der Ziellabe (nach einem Marathon wünscht man sich schon ein Stück Kuchen, Brot, oder Riegel – vielleicht war ich zu langsam?)
  • Gutschein für die Pasta-Party war gut gemeint, aber nach dem Rennen wäre es praktisch gewesen diesen im Zielbereich einlösen zu können (quer durch die Stadt zu gehen war mir zu weit)
  • Wenig Entertainment im Zielbereich (vor allem für die Teilnehmer am Halbmarathon, 10 k oder Panoramalauf, die länger auf die Siegerehrung warten mussten)
  • Das Missgeschick des vermeintlichen Siegers, der als Erster auf der Strecke kurz vor dem Ziel eine Wende verpasste, weil kein Streckenposten postiert ist – das darf echt nicht passieren!
  • Keine offiziellen Teilnehmerfotos (zumindest sind mir keine Fotografen an der Strecke aufgefallen, finde auch auf der Homepage keine entsprechenden Infos)

Natürlich möchte ich auch die für mich positiven Punkte hervorheben:

  • Anspruchsvolle Strecke in schöner Landschaft
  • Genügend Labestationen mit Wasser, Iso und Bananen und Äpfeln (obwohl ich mir persönlich noch Orangenspalten gewünscht hätte!)
  • Sehr freundliche Helfer auf der Strecke
  • Genügend Transfermöglichkeiten vom Zielgelände zum Start
  • Für die Teilnehmerzahl genügend WCs am Start
  • Schöne Finisher-Medaille
  • Verschiedene Laufstrecken im Angebot (Marathon, Halbmarathon, 10 k, 6 k, Trail 31 k, Wanderung, Kinderläufe, Frauenlauf)

Mit ein paar Verbesserungen in der Organisation könnte ich mir vorstellen, dass der I Love Kärnten Marathon ein Fixstern am Kärntner Laufhimmel wird! Ich würde es mir wünschen. Es sind doch einige Teilnehmer aus den anderen Bundesländern und auch aus dem Ausland gekommen, meiner Meinung nach ist auf jeden Fall das Potenzial da um eine hervorragende Laufveranstaltung zum Saisonende zu werden!

 

Mein persönliches Fazit: Die Vorbereitung hat gepasst, nur das Frühstück muss ich noch mal überdenken und einiges ausprobieren. Das Wissen, dass ein Marathon im Kopf entschieden wird und es ein wirklich schönes Naturschutzgebiet neben dem Ossiacher See gibt nehme ich als positive Erfahrung mit 🙂

Wie geht ihr mit damit um, wenn es mal nicht so läuft wie ihr es euch vorgestellt habt?

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie

Lange langsam laufen

Ich höre oft von Bekannten, die für Marathons oder andere lange Distanzen trainieren, dass sie sich immer auf die langen Läufe freuen. Auch ich muss sagen, dass mir die Trainingsläufe für die Ausdauer am liebsten sind.

Man bleibt schön in der Komfortzone, braucht sich nicht übermäßig anstrengen und kann nebenbei auch noch die schöne Landschaft genießen durch die man läuft. Man braucht einfach nur ein bisschen Zeit. Von Nicht-Läufern werde ich oft gefragt, ob das nicht langweilig ist. Oder was mir da so durch den Kopf geht, wenn ich zwei, drei oder vier Stunden in der Gegend herumrenne.

Ehrlich, es ist nicht langweilig! Die Gedanken schweifen umher und ich habe schon das ein oder andere Problemchen auf solch einem langen Lauf gelöst. Manchmal denke ich einfach gar nichts, sondern genieße einfach nur, dass ich gerade die Möglichkeit habe das zu tun was mir Freude macht.

Gerade im Training für eine längere Distanz sind die langen Läufe einfach wichtig. Das Herz-Kreislauf-System wird auf die lange Zeit im Rennen vorbereitet, die Energiespeicher werden schön langsam verbraucht, die Ausdauer wird trainiert. Als zusätzliches Plus wird der Körperfettanteil im Körper geringer, Stress abgebaut, das Wohlbefinden gesteigert und das Immunsystem positiv beeinflusst.

Aber was genau versteht man jetzt unter Ausdauer? Wissenschaftlich erklärt ist die Ausdauer die Summe von Ermüdungswiderstandsfähigkeit (der körperliche Faktor) + Ermüdungstoleranz (mentaler Faktor) + Rasche Wiederherstellungsfähigkeit (also die Regeneration). Das heißt ich trainiere wie lange ich eine körperliche Belastung aufrechthalten kann, ich trainiere wie lange ich psychisch noch in der Lage bin die Belastung aufrecht zu halten, obwohl ich körperlich eigentlich fertig wäre und in der Folge bin ich auch schneller wieder fit nach der Belastung.

Auch für Hobbyläufer ist es in dem Fall von Vorteil einen Leistungstest bei einem Sportmediziner zu machen und seine Herz-Frequenz-Bereiche austesten zu lassen. Neben einer gesundheitlichen Untersuchung ist es interessant zu wissen in welchem HF-Bereich man laufen muss um die Ausdauer zu trainieren. Da die HF-Bereiche bei jedem Menschen individuell sind empfehle ich wirklich das von einem Spezialisten testen und auswerten zu lassen.

Neben all den wissenschaftlichen Gründen steht für mich trotzdem die Freude an der Bewegung im Vordergrund – und das sind für mich einfach diese langen Läufe quer durch die Gegend. Ich habe meistens auch keinen konkreten Plan wie die Route sein wird, sondern lasse mich dann von meinem Gefühl leiten.

Sowie letzte Woche, da hab ich mal wieder eine neue Runde ausprobiert 🙂

Longrun

Wie schaut das bei euch aus? Liebt ihr auch die langen Läufe, oder seid ihr eher bei den Intervallen und Tempotrainings daheim?

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie

Istrski Maraton – 42,195 km Sightseeing an der istrischen Küste

In meinem heutigen Blogpost möchte ich euch über meine Erfahrung beim Istrski Maraton vergangenes Wochenende in Slowenien, an der istrischen Küste berichten.  Ich habe in meinen letzten Berichten schon über mein Training für den Marathon bzw. über mein verhindertes Training berichtet.

Meine Vorbereitung für das Rennen war alles andere als optimal. Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt auf die halbe Distanz umzunennen. Am Weg nach Slowenien war das Wetter traumhaft und je näher ich dem Meer kam, desto mehr wurde mir klar – ich wollte die ganze Distanz laufen. Laut Ausschreibung war das Zeitlimit bei 6 Stunden (das sollte sich auch in meinem langsamstem Tempo ausgehen) und zusätzlich hätte ich bei Izola die Möglichkeit umzudrehen. Zugegeben, diese Möglichkeit hatte ich zwar aber das war nur ein kleiner Sicherheitsfaktor für mich, sollte es mir schon nach 10 km nicht gut gehen. Bei der Entscheidung die volle Distanz zu laufen hat natürlich auch meine bisherige Erfahrung mit langen Läufen geholfen! Ich wusste, daß ich die Distanz auf jeden Fall bewältigen kann.

Die Unterkunft hatte ich mir in Portoroz im Hotel Histrion besorgt, das übrigens direkt an der Strecke liegt (also wenn ich nach 25 km nicht mehr konnte, hätte ich die Möglichkeit direkt ins Hotelzimmer zu gehen 😉 ). Am Vortag des Rennes fuhr ich mit dem öffentlichen Bus um drei Euro nach Koper, was absolut günstig und nervensparend war. Koper war für 2017 der zentrale Ort der Laufveranstaltung. Ein Punkt der die Veranstaltung so interessant macht ist, daß mehrere Gemeinden beteiligt sind. Über drei Jahre wechselt die veranstaltende Gemeinde, Koper – Izola – Portoroz! In Koper angekommen war es nicht schwer sich zurecht zu finden. Die Startnummernabholung, Infostand, Laufmesse, Start, Ziel, Toiletten… Alles befand sich direkt an der weitläufigen Uferpromenade und innerhalb 15 Minuten hatte ich alles zusammen und ein wirklich gut gefülltes Startersackerl in den Händen. Für 30,- Euro Nenngeld hatte ich nun ein wirklich schönes Funktionsshirt, ein Buff, eine Dose Ölsardinen, eine Plastikhülle fürs Handy, diverse Gutscheine für Kaffee, Pastaparty, eine Laufzeitung und alle Infos zur Veranstaltung. Der einzige Nachteil für mich war, da es sich um eine lokale Laufveranstaltung handelte, waren alle Infos nur auf slowenisch. Aber vor Ort konnte ich alle Infos auf deutsch oder englisch einholen!

Da ich in Koper so schnell fertig war nutzte ich die Zeit und schaute bei den Kinderläufen zu. Es gab auch einen Bewerb an dem beeinträchtige Kinder mit ihren Eltern teilnehmen konnten. Es hat mir sehr gut gefallen, daß viele Zuschauer, darunter auch viele Touristen, dabei waren und angefeuert haben.

So konnte ein Marathonwochenende beginnen! Ich fuhr wieder mit dem Bus zurück, stieg aber in Piran aus. Dieses malerische Küstenstädtchen hat es mir einfach angetan! Von meinem Hotel aus war es auch in 10 Gehminuten erreichbar und so genoß ich dort den Nachmittag und stellte mich mental auf den Marathon am nächsten Tag ein.

Nun zum Rennen am Sonntag: Start war für 10.00 Uhr angesagt. Es würde also ziemlich warm werden (20 Grad hatten wir schon am Samstag). Vorsorglich hatte ich mir noch Sonnencreme besorgt und lief das erste Mal in diesem Jahr kurz-kurz und mit Käppi 🙂 Die Organisation vor Ort war super und so konnte ich mich gemeinsam mit zwei Läuferinnen aus Slowenien, Sanela und Lilli schon rechtzeitig in den Startblock einreihen. Es waren für den Marathon maximal 500 LäuferInnen zugelassen, also ging es recht friedlich und locker zu.

Startschuss, endlich ging es los. Mit meinen zwei Mitläuferinnen hatte ich ausgemacht, daß wir auf eine pace von 06:20 schauen. Der erste Kilometer führte uns um Koper herum und im Starterfeld ging es ziemlich flott zu, so daß wir uns immer wieder einbremsen mussten. Wir liefen dann die ersten Kilometer so um die 06:00. Das war sehr angenehm und wir konnten uns auch gut unterhalten. Es war absolut befreiend mit jemandem zu laufen, der sich auch keinen Zeitdruck machte sondern einfach nur gut und gesund im Ziel ankommen wollte.

Die Strecke führte uns am Meer entlang nach Izola. Dort ging es richtig rund. Das kleine Örtchen war voll mit Menschen, die uns zujubelten. Ausserdem waren Sanela und Lilli beide in Izola daheim, hatten also viele Bekannte an der Strecke. Nach Izola ging es dann ein bißchen vom Meer weg, auf die Parenzana. Das ist der bekannte Radweg, der entlang der alten Eisenbahntrasse errichtet worden war. Dort ging es dann schon auch ziemlich bergauf und bergab, vorallem aber abkühlenderweise durch Tunnels! Nach vielen Kurven auf der Parenzana erreichten wir bei Fiesa wieder das Meer und von da an ging es entlang der Promenade nach Piran, wo wir durch die alten Gässchen liefen, weiter nach Portoroz. Überall waren natürlich bei dem Wetter viele Touristen unterwegs und wir wurden echt toll angefeuert.

Nach Portoroz, bei Lucija, war die Wende und es ging wieder zurück Richtung Koper. Bei Lucija hatten wir schon 26 km hinter uns, also mehr als die Hälfte. Das war vor allem mental gut. Zurück liefen wir wieder auf einem Teil der Parenzana und bei Strunjan kamen wir auf die Strecke, die wir schon vom hinlaufen kannten. Quer durch die Landschaft, entlang von Wein- und Obstgärten, das war auch traumhaft schön! Obwohl wieder etwas bergauf. Dieser Abschnitt machte uns körperlich schon zu schaffen, immerhin waren wir dann schon bei Kilometer 32.

Ich merkte auch, daß wir nicht mehr so unbeschwert miteinander plaudern konnten und es begann der Teil, den jede für sich bewältigen musste. Also trennten wir uns. Ich wollte nur mehr mein Tempo laufen und nicht mehr stehen bleiben. Es war absolut in Ordnung, immerhin sind wir wirklich lange gemeinsam gelaufen!

Ab Izola waren wir dann wieder am Meer. Und die Kilometer wurden immer weniger. Ich spürte es natürlich im Körper. Hüfte, Oberschenkel, Gesäßmuskulatur… alle meldeten sich und meinten es wäre besser sich auszuruhen. Aber ein paar wenige Kilometer noch, irgendwann ein Zuruf von einem Streckenposten: Nur noch ein Kilometer! Äh, das konnte nicht sein, laut meiner Uhr waren es noch etwas mehr als zwei. Was er meinte sah ich nach einem Kilometer: Noch eine Labestation! Super, so kurz vor dem Ziel nochmal Kraft tanken, was trinken, eine Orangenspalte essen, freundliche Worte hören. Also war der letze Kilometer purer Genuss zum Laufen. Zuschauerjubel, Sonne, Meer 🙂

Nach 4:42:52 Stunden überquerte ich die Ziellinie und war glücklich. Glücklich doch die ganze Distanz gelaufen zu sein, es gut gemeistert zu haben und ohne Beschwerden im Ziel zu sein!

Auch Sanela und Lilli erreicht bald das Ziel und wir genossen gemeinsam die Atmosphäre. Es ging uns gut und das ist das Wichtigste. Ich wurde noch zu einem gemütlichen Beisammensein bei den Vereinskollegen der beiden eingeladen und somit ist der Istrski Marathon für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis geworden. Konnte dort sogar mit jemandem plaudern, der am Vortag bei den 100 Miles of Istria mitgemacht hatte!

Mein Fazit: Eine überaus gut organisierte Laufveranstaltung, eine tolle Strecke (immerhin mit knapp 300 Höhenmetern und einigen Abschnitten abseits der Straßen versehen), zahlreiche Helfer und Streckenposten. Alle vier Kilometer eine Labestation! Tolles Rahmenprogramm. Ich komme wieder – eventuell schon nächstes Jahr. Dann sind Start und Ziel in Izola 🙂 Für mich als Trailläuferin ist der Istrski Maraton, obwohl ein Straßenmarathon, auf jeden Fall zu empfehlen! Nicht zu vergessen die absolute slowenische Gastfreundschaft und das gute Essen, was auch für Begleitpersonen interessant ist.

 

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie

 

hier noch die Aufzeichnung von der Suunto Ambit3 peak

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50 Jahre laufend mutig

Es war der 19. April 1967, als eine Frau Geschichte schrieb. Damals war ihr das noch nicht so bewusst, denn sie wollte doch nur das was für uns Frauen heute ganz normal ist… LAUFEN! Und das über 42,195 km. Auch nicht so was Besonderes, wenn ich mir die Mädels anschaue, die über 100 km oder 100 Meilen oder noch weiter unterwegs sind!

Aber vor 50 Jahren war es etwas Besonderes! K.V. Switzer war in der Startaufstellung des Boston Marathons zu lesen. Nie im Leben hätten die Veranstalter gedacht, daß sich eine Frau hinter diesen Initialen versteckt. Immerhin war es Frauen nicht gestattet an Wettläufen über 400 m teilzunehmen. Es ist nicht gesund für Frauen, hieß es. Es könnte euch die Gebärmutter herausfallen, sagte man ihnen. Heute unvorstellbar! Als den Veranstaltern klar wurde, daß eine Frau in ihrem Rennen läuft versuchten sie Kathrine sogar handgreiflich aus dem Rennen zu nehmen. Die ganze Story könnt ihr auf Kathrines Homepage oder am Blog vom Club 261 nachlesen!

Warum ich jetzt einen Blogpost darüber schreibe? Vor drei  Jahren war ich in der glücklichen Lage diese Frau kennen zu lernen. Kathrine Switzer, heute 70 Jahre und noch immer voller Energie. Heuer am 17. April wird sie 50 Jahre nach ihrem Marathondebüt wieder in Boston an der Startlinie stehen und ich habe dies zum Anlass genommen ihr ein paar Fragen zu stellen.

Hier das Interview (übersetzt aus dem Englischen):

Trailbirdie: Was ging dir an der Startlinie vor knapp 50 Jahren in Boston durch den Kopf?

Kathrine: Ich war so aufgeregt endlich dort zu sein. Während meines ganzen Trainings habe ich an dieses großartige Rennen gedacht, ich war wie ein Pilger, der am Ende seiner Reise in die Kirche geht. Ich wollte einfach nur laufen. Ein bißchen nervös war ich schon, ich wusste nicht wirklich was ich erwarten konnte, aber all die Männer waren wirklich wunderbar. Ich wusste, daß ich es körperlich schaffen würde, immerhin lief ich im Training schon 50 km, so war ich sicher die Distanz zu schaffen.

MARATHON
Der Zwischenfall 1967

T: Wann wurde dir klar, daß du nicht einfach nur ein Rennen läufst, sondern etwas in der Welt veränderst?

K: Eigentlich erst auf der langen Autofahrt von Boston zurück zur Syracuse Universität. Wir hielten für eine Kaffepause und sahen die Zeitungen, und meine Story war überall! Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich es wäre einfach nur ein langweiliger und eigenartiger Zwischenfall gewesen, ich hatte keine Ahnung, daß daraus so große Aufregung entstehen würde. Noch immer, tief in meinem Herzen, weiß ich, daß Laufen mich verändert hat und dieser Marathon hat mich absolut verändert. Dieser Zwischenfall an dem Tag auf der Strecke hat mich so stark geprägt, ich wollte unbedingt Veränderungen im Sport für Frauen herbeiführen… Erst etwas später habe ich gesehen, daß wir ein bißchen was in der Welt ändern können.

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Boston 1972, 7 Frauen des ersten offiziellen Frauenfeldes eines Marathons

T: Wie unterscheidet sich dein Training jetzt von dem Training für Boston 1967?

K: Ehrlich, es ist ziemlich gleich wie 1967!!! Aber, es ist absolut nicht das gleiche wie 1975, da war ich schon eine viel bessere Athletin und auch international angesehen. 1967, war der Hauptfokus die Distanz zu bewältigen. Ich lief circa eine Stunde annähernd jeden Tag und machte einen langen Lauf am Wochenende. Ich machte einen Trainingslauf über 50 km zwei Wochen vor Boston um so das Selbstvertrauen zu bekommen zu finishen. Jetzt, mit 70 Jahren, laufe ich fast jeden Tag, mindestens eine Stunde und mache alle 8-10 Tage einen langen Lauf. Mein längster Lauf ist 30 km auf einem hügeligen Kurs. So circa alle 8 Tage mache ich etwas Speed-Training, Intervalle von 1 km mit 3 Minuten Pause. An lauffreien Tagen mache ich Übungen für die Stabilität und erhole mich vom Laufen. Hauptfokus jetzt ist gesund an der Startlinie zu stehen und die Distanz zu finishen. Aber 1975… wow, damals trainierte ich zweimal täglich, jeden Sonntag 35 km in gutem Tempo, zweimal die Woche Speed-Training und ein langer Lauf mitten in der Woche. Ich lief viele Wochen mehr als 160 km pro Woche!! Es ist eine Sache zu laufen und eine Distanz bewältigen zu wollen und eine komplett andere Sache als Eliteläufer im Wettkampf zu sein.

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Kathrine 2017 bei einem Trainingslauf in Neuseeland

T: Du bist mittlerweile für tausende Frauen ein Vorbild, wer ist dein Vorbild?

K: Ich habe ein paar – das sind Frauen wie Gloria Steinem für ihre Intelligenz und ihren Aktivismus, Billie Jean King für ihre Lebhaftigkeit und ihre Fähigkeit zu erkennen, daß Sport-Angelegenheiten Frauen-Angelegenheiten sind. Aber mein größtes Vorbild ist Margot Fonteyn für Ihre Fähigkeit Ballett – was körperlich absolut anstrengend und schmerzvoll ist – in etwas Schönes, Poetisches und Elegantes zu verwandeln. Das ist wie ich einen Marathon laufen wollte.

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Boston, 1972

 

T: Wenn du jetzt etwas Verrücktes machen könntest, was wäre das?

K: Ich MACHE gerade etwas Verrücktes!! Ich versuche Geranien pflanzen, schreibe gerade ein weiteres Buch, in dem ich den 2. Teil meiner Biografie behandle. Ich denke, sollte ich wirklich nochmal was ganz Verrücktes machen, ich würde versuchen den 89 km Comrades Marathon in Südafrika zu laufen. Dieser steht schon seit 1969 auf meiner To-do-Liste.

T: Wie beschreibst du 261 fearless in wenigen Worten?

K: Es bedeutet die Fähigkeit mächtig und mutig zu werden, sie ist in uns allen vorhanden, schon die einfachste Tat, einen Schritt nach dem anderen zu machen, gibt uns die Stärke in uns selbst zu vertrauen und unglaubliche Widrigkeiten zu überstehen. Aber du musst die Möglichkeit haben es zu VERSUCHEN – und 261 fearless gibt uns diese!

Vielen Dank Kathrine! Dafür, daß du damals einfach gelaufen bist und uns Frauen eine Tür geöffnet hast! Sport ist das eine, aber was wir fürs Leben daraus mitnehmen können ist noch eine viel größere Sache.

Als Buchtipp kann ich euch Kathrines Biographie „Marathon Woman“ empfehlen!

Viele Frauen werden heuer gemeinsam mit Kathrine in Bosten laufen. Und auch wir vom Club 261 in Kärnten werden mit dabei sein, zwar nicht direkt in Amerika, aber wir werden zeitgleich (praktischerweise ist das der Ostermontag!) eine Runde um den Wörthersee laufen 🙂 Das ist auch ziemlich genau ein Marathon und wer dabei sein will kann sich gerne direkt bei mir melden. Es ist auch möglich auf der Strecke einzusteigen und einen Teilabschnitt mit uns zu laufen. Je mehr desto besser und vor allem lustiger!

 

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie

 

Photocredits: Kathrine Switzer, Boston Herald, Corbis

 

Marathon – Mythos oder!?

Irgendwann ist wohl jeder Läufer damit konfrontiert – Marathon! Die magische Distanz über 42,195 Kilometer. Für manche das ultimative Ziel, für manche unerreichbar. Auf jeden Fall für jeden Läufer ein Thema, ja fast ein Mythos 🙂 Warum? Das kann wohl niemand richtig erklären, der es nicht selbst erlebt hat. Auf jeden Fall öffnet die Querung der Ziellinie eines Marathons neue Horizonte. Wer einen Marathon schafft, der schafft alles was sie oder er will.

Wenn ich an den Anfang meiner „Laufkarriere“ zurück denke und mir damals jemand gesagt hätte ich würde mal einen Marathon laufen, dann hätte ich denjenigen wohl laut ausgelacht! Laufen gehörte nie zum meinen Lieblingsportarten und als ich 2011 mit dem Laufen begann hätte ich nie gedacht, daß es einmal meine Passion sein wird. Aber wie so oft im Leben entwickeln sich Dinge anders als man denkt. Und so wurde ich Ende des Jahres 2014 mit dem Virus Marathon infiziert. „Schuld daran“ war eine Gruppe Frauen rund um Kathrine Switzer in London. Frauen, die von ihren Marathonerlebnissen berichteten. Ich hatte richtig Gänsehaut als ich so den Erlebnissen lauschte, vor allem die Energie von Laufpionierin Kathrine war unglaublich! Immerhin ist es ihr zu verdanken, daß Frauen seit 50 Jahren offiziell Marathon laufen dürfen.

zitat

Schon am Heimweg nach Österreich beschloss ich den Womens‘ Marathon im März 2015 in Mallorca anzugehen. Zeit genug für ein Training war, ich war nach der Berglaufsaison ganz gut in Form, also was sollte mich daran hindern? An dieser Stelle möchte ich anmerken, daß ein Marathon einfach einen gewissen Trainingsplan erfordert, wenn man gut ins Ziel kommen will. Das ist kein „Einfach-Draufloslaufen-Projekt“! Ich selbst bin nicht der absolute Trainingsplan-Fan, weil einfach so oft irgendwas dazwischen kommt 😉 oder sich die Situationen anders als geplant ergeben. Trotzdem konnte ich mich mit ein paar einfachen Regeln ganz gut an einen Plan halten und schlussendlich wurde es für mich ein wunderbares Erlebnis.

Nach dem Training in der kalten Jahreszeit, bei frühlingshaften Temperaturen in Mallorca am Meer entlang zu laufen, begleitet von meiner Familie und guten Freunden, da konnte nichts schief gehen und ich durfte meinen ersten Marathon in 4:13 finishen. Großer Dank an dieser Stelle auch meiner sehr guten Lauffreundin Running Zuschi, die mich tatkräftig mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen unterstützt hat 🙂

Danach zog es mich, wie die treuen Leser meines Blogs wissen, auf die Trails und in die Berge. Trotzdem lässt mich der Mythos Marathon nicht los und so stecke ich schon wieder mitten drinnen in meinem nächsten Abenteuer – dem Istrski Marathon im April an der istrischen Küste in Slowenien. Ja! Wieder am Meer laufen 🙂 Auf das freue ich mich am meisten! Und auf das gute Essen und den guten Wein, den ich mir nach dem Lauf gönnen werde. Und ja, natürlich gibt es beim zweiten Marathon auch ein Ziel: Gesund und fröhlich ins Ziel kommen und wenn möglich unter 4 Stunden 😉

So, wie geht es mir jetzt im Training? Es fällt mir überraschenderweise ziemlich leicht mich an meinen Trainingsplan zu halten, ja es gibt einen Plan 😉 Nur das Wetter macht mir zur Zeit einen Strich durch die Rechnung. Es ist grade ziemlich kalt im Süden Österreichs, das Thermostat zeigt in der Früh oft mal nur -18°C an !!! Das Atmen fällt mir schwer und so muss ich meine Tempoläufe noch etwas nach hinten verschieben. Aufs Laufband mag ich nicht, das ist mir einfach zu monoton, ich laufe lieber im Freien. So steigere ich zur Zeit meine Grundlagenausdauer, versuche Kilometer in die Beine zu bekommen und Lauftechnik, Kraft- und Stabiübungen einzubauen. Und genieße die wunderbare Natur!

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Auf jeden Fall werde ich euch am Laufenden halten!

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie