Obwohl zur Zeit Wandern und Spazieren angesagt ist, wird auch das Thema Laufen für mich wieder aktuell. Die Club 261 Lauftreffs sind für mich zum Wiedereinstieg absolut ideal! Eine Stunde Auszeit und gesunde Bewegung, gemeinsames Laufen und Lachen mit den anderen Mädels, natürlich mit Respekt und Abstand.
Auf grund der vielen Absagen von Laufveranstaltungen und Laufreisen in diesem besonderen Jahr 2020 ist es den Verantwortlichen vo 261 fearless gelungen eine einzigartige Lauf- und Walking Serie ins Leben zu rufen.
Move the world!
Gemeinsam laufen, egal wie weit, egal wie schnell, entweder vor Ort gemeinsam mit anderen Frauen und Männern oder virtuell mit vielen Menschen in der ganzen Welt.
Alle genauen Infos dazu findest du auf der Homepage vom Club 261 (dort kannst du dich auch gleich für die Termine in Österreich anmelden) oder auf der offiziellen Seite von 261 fearless.
Ich freu mich auf jeden Fall wieder zu laufen und auch noch ein paar coole Medaillen zu sammeln 🙂
Es war der 19. April 1967, als eine Frau Geschichte schrieb. Damals war ihr das noch nicht so bewusst, denn sie wollte doch nur das was für uns Frauen heute ganz normal ist… LAUFEN! Und das über 42,195 km. Auch nicht so was Besonderes, wenn ich mir die Mädels anschaue, die über 100 km oder 100 Meilen oder noch weiter unterwegs sind!
Aber vor 50 Jahren war es etwas Besonderes! K.V. Switzer war in der Startaufstellung des Boston Marathons zu lesen. Nie im Leben hätten die Veranstalter gedacht, daß sich eine Frau hinter diesen Initialen versteckt. Immerhin war es Frauen nicht gestattet an Wettläufen über 400 m teilzunehmen. Es ist nicht gesund für Frauen, hieß es. Es könnte euch die Gebärmutter herausfallen, sagte man ihnen. Heute unvorstellbar! Als den Veranstaltern klar wurde, daß eine Frau in ihrem Rennen läuft versuchten sie Kathrine sogar handgreiflich aus dem Rennen zu nehmen. Die ganze Story könnt ihr auf Kathrines Homepage oder am Blog vom Club 261 nachlesen!
Warum ich jetzt einen Blogpost darüber schreibe? Vor drei Jahren war ich in der glücklichen Lage diese Frau kennen zu lernen. Kathrine Switzer, heute 70 Jahre und noch immer voller Energie. Heuer am 17. April wird sie 50 Jahre nach ihrem Marathondebüt wieder in Boston an der Startlinie stehen und ich habe dies zum Anlass genommen ihr ein paar Fragen zu stellen.
Hier das Interview (übersetzt aus dem Englischen):
Trailbirdie: Was ging dir an der Startlinie vor knapp 50 Jahren in Boston durch den Kopf?
Kathrine: Ich war so aufgeregt endlich dort zu sein. Während meines ganzen Trainings habe ich an dieses großartige Rennen gedacht, ich war wie ein Pilger, der am Ende seiner Reise in die Kirche geht. Ich wollte einfach nur laufen. Ein bißchen nervös war ich schon, ich wusste nicht wirklich was ich erwarten konnte, aber all die Männer waren wirklich wunderbar. Ich wusste, daß ich es körperlich schaffen würde, immerhin lief ich im Training schon 50 km, so war ich sicher die Distanz zu schaffen.
Der Zwischenfall 1967
T: Wann wurde dir klar, daß du nicht einfach nur ein Rennen läufst, sondern etwas in der Welt veränderst?
K: Eigentlich erst auf der langen Autofahrt von Boston zurück zur Syracuse Universität. Wir hielten für eine Kaffepause und sahen die Zeitungen, und meine Story war überall! Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich es wäre einfach nur ein langweiliger und eigenartiger Zwischenfall gewesen, ich hatte keine Ahnung, daß daraus so große Aufregung entstehen würde. Noch immer, tief in meinem Herzen, weiß ich, daß Laufen mich verändert hat und dieser Marathon hat mich absolut verändert. Dieser Zwischenfall an dem Tag auf der Strecke hat mich so stark geprägt, ich wollte unbedingt Veränderungen im Sport für Frauen herbeiführen… Erst etwas später habe ich gesehen, daß wir ein bißchen was in der Welt ändern können.
Boston 1972, 7 Frauen des ersten offiziellen Frauenfeldes eines Marathons
T: Wie unterscheidet sich dein Training jetzt von dem Training für Boston 1967?
K: Ehrlich, es ist ziemlich gleich wie 1967!!! Aber, es ist absolut nicht das gleiche wie 1975, da war ich schon eine viel bessere Athletin und auch international angesehen. 1967, war der Hauptfokus die Distanz zu bewältigen. Ich lief circa eine Stunde annähernd jeden Tag und machte einen langen Lauf am Wochenende. Ich machte einen Trainingslauf über 50 km zwei Wochen vor Boston um so das Selbstvertrauen zu bekommen zu finishen. Jetzt, mit 70 Jahren, laufe ich fast jeden Tag, mindestens eine Stunde und mache alle 8-10 Tage einen langen Lauf. Mein längster Lauf ist 30 km auf einem hügeligen Kurs. So circa alle 8 Tage mache ich etwas Speed-Training, Intervalle von 1 km mit 3 Minuten Pause. An lauffreien Tagen mache ich Übungen für die Stabilität und erhole mich vom Laufen. Hauptfokus jetzt ist gesund an der Startlinie zu stehen und die Distanz zu finishen. Aber 1975… wow, damals trainierte ich zweimal täglich, jeden Sonntag 35 km in gutem Tempo, zweimal die Woche Speed-Training und ein langer Lauf mitten in der Woche. Ich lief viele Wochen mehr als 160 km pro Woche!! Es ist eine Sache zu laufen und eine Distanz bewältigen zu wollen und eine komplett andere Sache als Eliteläufer im Wettkampf zu sein.
Kathrine 2017 bei einem Trainingslauf in Neuseeland
T: Du bist mittlerweile für tausende Frauen ein Vorbild, wer ist dein Vorbild?
K: Ich habe ein paar – das sind Frauen wie Gloria Steinem für ihre Intelligenz und ihren Aktivismus, Billie Jean King für ihre Lebhaftigkeit und ihre Fähigkeit zu erkennen, daß Sport-Angelegenheiten Frauen-Angelegenheiten sind. Aber mein größtes Vorbild ist Margot Fonteyn für Ihre Fähigkeit Ballett – was körperlich absolut anstrengend und schmerzvoll ist – in etwas Schönes, Poetisches und Elegantes zu verwandeln. Das ist wie ich einen Marathon laufen wollte.
Boston, 1972
T: Wenn du jetzt etwas Verrücktes machen könntest, was wäre das?
K: Ich MACHE gerade etwas Verrücktes!! Ich versuche Geranien pflanzen, schreibe gerade ein weiteres Buch, in dem ich den 2. Teil meiner Biografie behandle. Ich denke, sollte ich wirklich nochmal was ganz Verrücktes machen, ich würde versuchen den 89 km Comrades Marathon in Südafrika zu laufen. Dieser steht schon seit 1969 auf meiner To-do-Liste.
T: Wie beschreibst du 261 fearless in wenigen Worten?
K: Es bedeutet die Fähigkeit mächtig und mutig zu werden, sie ist in uns allen vorhanden, schon die einfachste Tat, einen Schritt nach dem anderen zu machen, gibt uns die Stärke in uns selbst zu vertrauen und unglaubliche Widrigkeiten zu überstehen. Aber du musst die Möglichkeit haben es zu VERSUCHEN – und 261 fearless gibt uns diese!
Vielen Dank Kathrine! Dafür, daß du damals einfach gelaufen bist und uns Frauen eine Tür geöffnet hast! Sport ist das eine, aber was wir fürs Leben daraus mitnehmen können ist noch eine viel größere Sache.
Als Buchtipp kann ich euch Kathrines Biographie „Marathon Woman“ empfehlen!
Viele Frauen werden heuer gemeinsam mit Kathrine in Bosten laufen. Und auch wir vom Club 261 in Kärnten werden mit dabei sein, zwar nicht direkt in Amerika, aber wir werden zeitgleich (praktischerweise ist das der Ostermontag!) eine Runde um den Wörthersee laufen 🙂 Das ist auch ziemlich genau ein Marathon und wer dabei sein will kann sich gerne direkt bei mir melden. Es ist auch möglich auf der Strecke einzusteigen und einen Teilabschnitt mit uns zu laufen. Je mehr desto besser und vor allem lustiger!
Keep on running
and be fearless
Eure Trailbirdie
Photocredits: Kathrine Switzer, Boston Herald, Corbis