Tour de Tirol 2018

Was lange wärt wird endlich gut, oder so ähnlich 🙂 Ehrlich, dieses Abenteuer musste ich erst mal verarbeiten, umso mehr freue ich mich euch von meinem Erlebnis bei der Tour de Tirol zu berichten.
Diese Laufveranstaltung war mein erklärtes Laufziel für 2018. Begonnen hat das Jahr auf der Hochrindl beim Jolsport Kärnten Run, dann ist mir doch tatsächlich der Wörthersee Ultra Trail (WSUT) dazwischen gekommen und schon war ich auf dem Weg nach Tirol.
Diesmal war es für mich wirklich besonders weil ich von meinem Mann begleitet wurde. Wolfi ist ja nicht so der Läufer und so freute ich mich riesig, dass er auch mal die Trail-Community kennen lernen konnte.

Also am Freitag ging es los, Anreise am Nachmittag in Söll. Der Ort war schon abgesperrt und nach ein paar Umwegen fanden wir den Weg zum Hotel Feldwebel, mitten im Zentrum. Die Lage war wirklich praktisch, so konnte ich direkt vom Hotel zum Start gehen.
Nach dem Check-in holte ich meine Startunterlagen und traf schon einige Bekannte aus Kärnten und der Steiermark. Auch Hannah und Carsten aus Berlin waren schon unterwegs, wir hatten uns im August bei Kärnten läuft schon getroffen.

 


Um 17.30 Uhr war der Start zum Söller Zehner, drei Runden mit je 3,33 km und gesamt ca. 300 Höhenmeter, also genau richtig zum Aufwärmen. Das Tempo war ziemlich hoch und ich war sehr überrascht als ich unter einer Stunde im Ziel war.
Wirklich klasse war, dass wir drei mal beim Start durchkamen. So gab es jedes Mal eine extra Motivation durch die vielen Zuschauer. Auch auf der restlichen Strecke war die Stimmung absolut super, viele Zuschauer!

 


Im Ziel hielten wir uns aber dann nicht lange auf, ausrasten für den Marathon am nächsten Tag war angesagt. Also suchten wir uns ein nettes Restaurant für ein angenehmes Abendessen und ich kam relativ früh und entspannt ins Bett.

Am Samstag stand der Kaisermarathon am Plan. Start um 08.30 Uhr wieder in Söll und dann circa sieben Kilometer eine kleine Runde über Straßen und Wiesen wieder zurück nach Söll, das war super, denn die Stimmung im Ort war wirklich super.
Danach ging es dann aber schon weiter Richtung Hohe Salve. Die Route führte über Scheffau, Ellmau und einige schöne Abschnitte in der Skiwelt Wilder Kaiser Brixental. Ich hatte mir natürlich schon vorher das Höhenprofil angeschaut, aber so richtig einschätzen konnte ich die Strecke nicht, also versuchte ich so schnell wie möglich Kilometer zu machen.
Beim WSUT hatte es ja auch ganz gut funktioniert. Allerdings sind die Steigungen in Tirol um einiges steiler als am Wörthersee 😉 Ich kam in keinen Laufrhythmus, bergauf ging es ja noch, halt langsam. Bergab hatte ich aber so meine Probleme.
Ich spürte, dass ich mich muskulär noch nicht vom WSUT erholt hatte. Aber das Wetter war ein Traum und die Ausblicke auf den Wilden Kaiser und das Kitzbühler Horn sowieso! Also kämpfte ich mich über die nächsten Kilometer und war ziemlich enttäuscht, als ich bei der Hälfte, also grade mal nach 21 Kilometer irgendwie das Gefühl hatte die Luft war raus. Die Organisatoren hatten viele Labestationen eingeplant und ich versuchte so von Verpflegung zu Verpflegung zu kommen. Cola, Energydrinks, Riegel, ich pushte meinen Körper mit Zucker und Kohlehydraten.

 


Und wie so oft, dann wenn man es am wenigsten erwartet kam der richtige Motivationsschub wieder. In meinem Fall war das nach circa 25 km bei der Tanzbodenalm. Das war absolut cool! Wir liefen über die Terrasse des Gasthauses und durch das Lokal durch, bei dem schönen Wetter waren natürlich alle Tische besetzt und die Gäste applaudierten. Das Adrenalin hat mich so gepusht, dass ich wieder schön ins Laufen kam und so ging es dann weiter. Bis km 35 ging alles gut, letzter Cut-off beim Hexenwasser. Von meiner Zielzeit um die 6 Stunden war ich zwar etwas entfernt, aber es sollte sich noch locker unter 7 Stunden Zielschluss ausgehen.
Und das allerbeste war, als ich ein lautes „Schatzi!“ hörte 🙂 Wolfi war mit der Bergbahn zum Hexenwasser hochgefahren und feuerte mich da an, damit hatte ich gar nicht gerechnet und so konnte auf den letzten Kilometern gar nix mehr schief gehen 😉
Nach einem Blick rauf zum Ziel (Hohe Salve Bergstation) sagte ich zu Wolfi, dass ich noch ca. 1,5 Stunden brauchen würde. Es waren zwar nur mehr sieben Kilometer, aber noch einige Höhenmeter. Und so begab ich mich nach oben. Schritt für Schritt, fast in Meditation.
Dass ich noch ganz gut unterwegs war merkte ich, da ich doch einige andere Teilnehmer überholte. Bei der nächsten Labestation gab es noch ein Highlight, wir liefen durch einen Kuhstall 🙂 Und die Motivation war auch noch da!

 


Kilometer 39, Blick zum Ziel, komischerweise ging der Weg wieder immer weiter nach unten. Ich überholte eine Läuferin und fragte, ob wir da wohl richtig waren, immerhin sollten wir ja rauf ins Ziel!
Da kam schon die letzte Labestation in Sichtweite, coole Musik, wieder bei Cola und Schokolade zugegriffen 😉 Die Info von den Helfern dort: Nur noch 1,5 Kilometer… Aber 300 Höhenmeter… Waaaas? Es half nix, ich wollte rauf ins Ziel. Also bewegte ich mich weiter, Schritt für Schritt. An Laufen war nicht mehr zu denken, die Muskeln brannten schon, aber ich wollte es hinter mich bringen. Mir kam es ewig vor, aber endlich sah ich ein flaches Stück, kam wieder ins Laufen und dann sah ich schon das Ziel. Echt jetzt? Das war die Frage ein meinem Kopf, so einen Zieleinlauf hatte ich nicht erwartet.
Es ging einfach nur steil rauf, erinnerte mich an die Mausefalle in Kitzbühel, allerdings musste ich rauf. Für die Fotografen riss ich mich noch einmal zusammen und konnte so nach 6 Stunden und 34 Minuten die Ziellinie überqueren. Auf der Uhr hatte ich 42 Kilometer und 2.385 Höhenmeter.

 


Im Ziel holte ich mir eine sehr coole Medaille ab, mein Finisher-Shirt und meinen Rucksack. Dann machte ich mich auf den Weg mit der Bergbahn runter zum Hexenwasser, Wolfi wartete dort auf mich und wir genossen die Zeit in der Sonne mit Blick auf die Berge und warteten dort noch auf Hannah und Carsten.
Lange mussten wir aber nicht warten, denn auch die beiden schafften die Cut-off Zeit im Ziel von 7 Stunden. So machten wir uns müde, aber fröhlich auf den Weg runter. Gut, dass wir mit der Startnummer die Bergbahn benutzen konnten 😉

 

 


Wienerschnitzel und Bier waren die Belohnung an diesem Abend. Und dann wieder ins Bett, denn es wartete ja noch der Abschluss am Sonntag auf uns.

Sonntag, 09.00 Uhr Start, Pölven-Trail. 23,4 Kilometer und 1.240 Höhenmeter standen am Plan. Leider Regen, und irgendwie fühlte ich mich nicht gut. Ich hatte das Gefühl eine Erkältung zu bekommen. Zielschluss war nach 4,5 Stunden und da dachte ich mir, das kann ich auch in langsamen Tempo schaffen.
Also rein in die Laufklamotten und ab zum Start. Der Pölventrail war der absolute Favorit an dem Wochenende, das sah man am Start, es waren so viele Teilnehmer, dass sogar in drei Wellen gestartet wurde. Besonders freute mich, dass ich Sabine traf, eine Laufkollegin vom Club 261 aus Kärnten.
Ich reihte mich mit Hannah und Carsten im zweiten Startblock ein. Wenn ich in guter Form gewesen wäre hätte ich mit einer Zielzeit von 3 Stunden kalkuliert, aber das hatte ich schon abgehakt. Durchkommen war die Devise. Spätestens nach vier Kilometer war mir schon wieder klar, dass ich in Tirol war. Ich stand vor dem steilsten Anstieg, den ich je in einem Rennen vor mir hatte.
Eine Schlange von Menschen vor mir, wir bewegten uns im Schneckentempo, aber stetig nach oben. Blick zurück, eine Schlange von Menschen hinter mir. Das Wetter wurde besser, es regnete wenigstens nicht mehr. Aber die Trails waren cool. Es ging hauptsächlich durch Wälder und über Wiesen, über Singletrails und Forststraßen. Technisch ziemlich anspruchsvoll.

 


Immer wieder drosselte ich das Tempo, da ich ja nicht wusste welche Steigungen wir noch vor uns hatten.
Das absolute Highlight war die Labestation bei km 13, direkt im Steinbruch Bad Häring. Voll Party! Da war ein Frühschoppen mit Disco-Musik im Gange, die Stimmung war super, am Liebsten wäre ich dort geblieben 😉 Gestärkt ging es aber dann doch weiter, wieder ein Stück auf einer Forststraße, aber genauso schnell ging es wieder rein in den Wald und rauf auf den Berg.

 


Die höchste Stelle erreichten wir nach 17 km, das Juffinger Jöchl mit 1.181 m Seehöhe. Der Downhill danach war aber nochmal richtig anstrengend und technisch hoch anspruchsvoll. Die letzte Labestation war bei km 20, von dort war nochmal ein kurzer Anstieg bevor uns die Strecke endlich runter nach Söll führte. Der Zieleinlauf war sehr emotional, es waren viele Zuschauer vor Ort, man wurde nochmal richtig gepusht.
Voller Erleichterung konnte ich nach 3 Stunden 47 Minuten über die Ziellinie laufen.
Diesmal ließ ich mir im Ziel etwas mehr Zeit, es gab Käsesemmeln und Apfelstrudel in der Verpflegungsstation. Außerdem wollte ich Hannah und Carsten noch im Ziel anfeuern.

 


Nach einer heissen Dusche und umgezogen suchten wir uns für die Siegerehrung noch einen Platz im Zelt, das natürlich gut gefüllt war. Die Siegerehrung wurde recht zügig durchgeführt und zum Abschluss konnten noch alle Gesamtstarter-Finisher sich auf der Bühne eine super schöne Medaille abholen.

Ich war echt froh, diese Herausforderung geschafft zu haben. Drei Tage – 75 Kilometer – 3.500 Höhenmeter – Ziel erreicht! Mit ein bisschen Abstand jetzt sehe ich natürlich schon wieder Verbesserungspotenzial fürs nächste Jahr 😉 mal schauen, ob es mich wieder nach Söll verschlägt!

Auf jeden Fall kann ich die Veranstaltung nur empfehlen:
– Super Organisation, immerhin fand die Tour de Tirol 2018 zum 13. Mal statt
– Schöne Strecken (auch wenn der Marathon hauptsächlich auf Straßen und Forstwegen verläuft – Aussichten ein Traum!)
– Tolle Stimmung entlang den Strecken
– Eine traumhafte Region
– Ausreichend gut gefüllte Verpflegungsstationen
– Sehr gute Infrastruktur
– Super Finisher Geschenke, ich habe jetzt zwei neue T-Shirts, Socken und ein Stirnband von Jolsport
– Einfach eine großartige Herausforderung

Ich habe viele Läufer getroffen, die schon oft dabei waren (auch wenn das Wetter nicht immer so mitgespielt hat wie in diesem Jahr), und das zeigt mir schon, dass die Veranstalter alles richtig machen.

Hier noch meine Aufzeichnungen über die Suunto Ambit 3 Peak

 


Es gibt nichts, was ich negativ bewerten könnte, also wer weiß, vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr vom 04.-06. Oktober 2019?

Keep on running

and be fearless

Eure Trailbirdie

 

Photocredits: Trailbirdie / Sportograf.com

2 Gedanken zu “Tour de Tirol 2018

  1. Iwan_bloggt (@Iwan_bloggt) 28. Oktober 2018 / 16:58

    Dann erst einmal Glückwunsch zum dreimal erfolgreichen Finsih, liebe Astrid! Das hört sich ja alles toll an 🙂 Und wenn´s auch noch Wiener Schnitzel gab … Der Anstieg war dann wirklich steiler als hinter der Binsalm hoch beim Karwnendelmarsch? Ich muss Frauchen doch mehr auf die längeren Strecken trimmen, ich sehe schon 😉
    Viele Grüße Iwan

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