Sciacche Trail, numero II

Diesmal berichte ich euch über das Rennen beim Sciacche Trail in Italien, mitten im Nationalpark Cinque Terre, an der ligurischen Küste. Seit letzten November bereitete ich mich auf dieses sportliche Ziel vor.

Der große Tag

Nun möchte ich euch direkt vom Rennen erzählen und wer den ersten Teil versäumt hat kann gerne hier anfangen zu lesen. Ich beginne wie ich im ersten Teil aufgehört habe. Es war 04.50 Uhr am 20. März 2016 und mein Wecker läutete. Ehrlich, als ich realisierte was an dem Tag noch auf mich zu kommen sollte musste ich mich schon sehr stark motivieren um aufzustehen, zu frühstücken, mich in die Laufklamotten zu werfen und an den Start zu gehen (der nur 100 Meter von meinem Hotel entfernt war 🙂 ). Dort angekommen verflog meine kurzer Anflug von Skepsis aber schnell, ich traf ein paar bekannte Gesichter, bekam von einem echten Yogi Yogi-Tee serviert und die Zeit zum Startschuss verging wirklich schnell.

Das Rennen

Der Start war für 6.30 Uhr angesetzt. Da wir in Italien waren, wurde die Startzeit nicht so genau genommen und so wurden wir erst um 06.39 auf die Strecke gelassen.

Erst ging es rund einen Kilometer durch den Ort Monterosso entlang der Strandpromenade. So schnell wie das verging, waren wir auch schon auf dem ersten Anstieg, noch ein paar 100 Meter am Asphalt und dann rauf auf den Berg. Hier durften wir schon die ersten Stufen erklimmen, die waren aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch viel später kommen sollte. Nach gut fünf Kilometern hatten wir auch schon über 400 Höhenmeter in den Beinen. Ich hatte vor dem Rennen die Befürchtung, daß all die Athleten um mich viel stärker sind und ich sehr schnell ziemlich alleine hinter her laufen würde, aber es ging in einem für mich wirklich guten Tempo voran. Im Mittelfeld schien niemand Stress zu haben.

Nach sechs Kilometern kam der erste steile Downhill, aber der war recht kurz und über einen etwas längeren Straßenabschnitt ging es weiter nach unten. Nach Kilometer acht ging es wieder in den Wald hinauf, wo die erste Labestation mit Wasser und Orangen wartete. Der folgende Abschnitt war wunderschön zu Laufen. Es ging stetig durch einen schönen Wald mit angenehmen Wegen, erst bergab und danach weiter bergauf bis wir nach rund 17 Kilometern auf dem höchsten Punkt auf 773 Metern Seehöhe angekommen waren. Es ging weiter durch den Wald, auf wirklich schönen Trails. Das nächste Ziel war der Colle del Telegrafo, wo auf uns ein Kontrollpunkt und der steilste Downhill wartete. Da hatten wir schon 27 Kilometer in den Beinen. Die Labestation dort war der Hammer: Obst, Nüsse, Schokolade, süße Kekse, salzige Kekse, Wasser und Parmigiano!

Ich befand mich in einer Gruppe von Läufern, die es wirklich genossen dabei zu sein. Es machte total Spaß und durch die Unterhaltungen um mich herum verging die Zeit wirklich schnell und ich merkte die Strapazen gar nicht so schlimm. Außerdem konnte ich so mein Italienisch ein wenig aufpolieren.  Nachdem ich den Abstieg nach Riomaggiore hinter mich gebracht hatte, wuchs meine Vorfreude aufs Ziel. Denn dieser Abstieg hat mir am meisten Sorgen bereitet. Im Vorfeld wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass wir hier sehr aufpassen müssten. Und Downhill ist nicht so ganz meine Stärke.

In Riomaggiore angekommen, nach 31 Kilometern, wurde noch einmal die Labestation geplündert, denn hier wartete das Monstrum auf uns. Ein Aufstieg über circa zwei Kilometer und 200 Höhenmetern über Stufen… Stufen… Stufen… Das war der Beginn der gefühlten 10.000 Stufen. Ich wusste bis zu dem Tag nicht in wie vielen Variationen jemand Treppen bauen konnte. Die meisten davon haben schon viele Jahrhunderte überdauert.

Von da an handelte ich mich in Gedanken von Ort zu Ort. Manarola, Volastra, Corniglia, Vernazza. Einen nach dem anderen hieß es zu passieren. Die Wege auf der Strecke waren wirklich sehr eng, aber es war wunderschön durch Weingärten und entlang verschiedener Kulturdenkmäler zu laufen. Überall warteten überaus freundliche Helfer auf uns, versorgten uns mit Essen und Trinken. Sogar durch einen Weinkeller ging die Strecke, das war wirklich ein Highlight. Schade nur, dass es keinen Wein zu trinken gab (Scherz, ich hätte wohl keinen vertragen 😉 ).

Finale

Nach 44 km erreichten wir Vernazza, den letzten Ort vor unserem Ziel in Monterosso. Ich wusste, die gröbsten Schwierigkeiten waren überstanden. Jetzt waren es nur mehr gute drei Kilometer. Es ging noch mal rund 120 Höhenmeter hinauf und dann entlang eines toll angelegten Wanderweges durch den Wald. Ich war super drauf, konnte noch laufen, auch die letzten Stufen habe ich mit Schwung genommen. Egal, ob rauf oder runter. Es waren schon sehr viele Touristen auf den schmalen Wegen unterwegs, die uns aber alle Platz gemacht und uns angefeuert haben. Einige zückten sogar ihre Kameras und machten Fotos. Ich kam mir wie ein Star vor. Als das Ziel schon in Sichtweite kam, war es nur mehr ein kurzer Weg von etwa 300 Metern ins Ziel, bergab. Eine totale Erleichterung nach knapp 48 Kilometern und 2.600 Höhenmetern noch gut und gesund ins Ziel zu kommen. Es wurde uns eine wunderschöne Kunsthandwerk-Medaille überreicht und so konnten wir uns über das Pastabuffet hermachen. Es gab dazu Meeresfrüchte, Sardinen und Kuchen. Und natürlich Sciacche Wein, einfach wunderbar italienisch!

Mein Fazit:

Ein sehr anspruchsvoller Trail, bei dem man bis zur letzten Minute sehr konzentriert sein muss und sich die Kräfte gut einteilen sollte.

Eine wirklich gut organisierte Veranstaltung. Beim Startgeld von 50,- (+ 10,- Pfand für den Zeitnehmungschip) erhält man ein Starterbag mit Wein, Pasta, Pesto, Zitrone, Laufsocken, ein Hoody von LaSportiva, Energiegel und Prospekte für weitere schöne Trailveranstaltungen in Italien. Sehr viele freundliche Helfer waren entlang der Strecke im Einsatz. Es gab ausreichend gut gefüllte Labestationen. Die Strecke war sehr gut markiert. Bei 250 Startern nur vier Ausfälle, ist wirklich eine gute Quote und es gab keine gröberen Verletzungen.

 

 

Auf die Sieger-Fässer schafften es:

Frauen: 1. Rampazzo Silvia ITA 4:59:44 / 2. Botti Giulia ITA 5:47:17 / 3. McRae Sally USA 6:04:58

Herren:  1. Jung Daniel ITA 4:24:09 / 2. Giovanelli Nicola ITA 4:37:02 / 3. Paris Giovanni ITA 4:42:46

Soweit vom Sciacche Trail und ich hoffe, daß ich euch bald wieder von einer so tollen Erfahrung berichten kann 🙂

Keep on running and be fearless!

Eure Trailbirdie

 

Fotocredits: Trailbirdie, Massimo Guidobaldi

3 Gedanken zu “Sciacche Trail, numero II

  1. Erwin Moschig 3. April 2016 / 8:44

    Liebe Astrid, danke für den tollen Bericht über Dein wunderbares Lauferlebnis in Italien. Heute muß ich Dir einmal sagen, wie sehr ich mich immer wieder freue, von Dir diese Berichte über Deine Erlebnisse zu bekommen. Wenn mich zwischen den Therapien manchmal dunkle Gedanken überkommen, dann lese ich einen deiner Beiträge und fühle mich gleich wieder besser. In diesem Sinne mach weiter so liebe Astrid und alles Gute. Papa

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    • trailbirdie 4. April 2016 / 9:11

      Lieber Papa! DANKE, das ist wirklich sehr lieb von dir 🙂 Schön, daß ich dich so auch ein bißchen motivieren kann. Dank dir hab ich überhaupt die Liebe zu den Bergen, LG Astrid

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